Als Führungskraft ein Vorbild sein
Ein häufig unterschätzter Baustein einer guten Führungskultur ist es, wie die Vorbildfunktion als Führungskraft genutzt werden kann.
Der Mensch funktioniert meistens so, dass er sich bewusst oder unbewusst an dem Verhalten orientiert, was er beobachtet. Daher ist es für eine Führungskraft sinnvoll, über ihre Wirkung auf andere Menschen nachzudenken.
Was die meisten Lehrer, Erzieher, Pädagogen und auch Eltern verstanden haben: Gesehenes wirkt viel stärker als Gesagtes. Erklären Eltern ihren Kindern beispielsweise, dass Rauchen ungesund sei, es aber selber tun, widerspricht sich das in den Augen der Kinder und die Glaubwürdigkeit der Worte ihrer Eltern leidet wesentlich darunter. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder später einmal mit Rauchen anfangen, ist also deutlich höher.
Menschen mit einer Vorbildfunktion sind Multiplikatoren – dieser Sachverhalt ist leider jedoch zu vielen Führungskräften noch nicht klar. Wenn Vorgesetzte und Führungskräfte eine bestimmte Erwartungshaltung an ihre Mitarbeiter haben, sollten sie diese nicht nur kommunizieren, sondern auch selbst leben.
Die Art, Mitarbeiter zu führen, hat sich über viele Jahre hinweg stark verändert. Selbst heute existieren noch grundverschiedene Arten der Mitarbeiterführung: Vom autoritären Führungsstil, der sich vor allem auf Hierarchien stützt und feste Strukturen vorgibt, über den kooperativen Führungsstil bis hin zu Laissez-faire kann jedes Unternehmen selbst entscheiden, wie es seine Mitarbeiter führt.
In diesem Beitrag möchten wir uns mit der Führungskraft als Vorbild auseinandersetzen und Ihnen sinnvolle Tipps für eine vorbildliche Mitarbeiterführung an die Hand geben!
Die Führung mit Vorbildfunktion
Führungskräfte müssen das leben, was sie von ihren Mitarbeitern verlangen.
Die wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft sind es heutzutage nicht mehr, der Experte in seinem Fachbereich zu sein, sondern seine Mitarbeiter zu motivieren, zu inspirieren sowie zum selbständigen Denken und Handeln zu begeistern.
Die Hauptaufgabe einer Führungskraft ist es, die Mitarbeiter zu führen und nicht, eine Fachkraft zu sein. Dafür hat eine Führungskraft ihre Mitarbeiter.
Die Führungsebene beeinflusst seine Mitarbeiter bewusst und unbewusst – und das nicht nur mit Worten, sondern besonders auch mit dem eigenen Verhalten. Sobald hier ein Widerspruch zu erkennen ist, leidet zuerst das Vertrauen darunter und langfristig auch die Motivation und Arbeitsleistung der Mitarbeiter. Niemand investiert gerne in etwas, in das er kein Vertrauen hat.
Genauso verhält es sich mit der Entscheidungsfähigkeit: Sträubt sich eine Führungskraft dagegen, Entscheidungen zu treffen, wie sollen die Mitarbeiter dann etwas zielführend und erfolgreich umsetzen?
Die “vorbildliche” Führungskraft entwickelt sich stetig weiter und kennt ihre eigenen Schwächen und Stärken. Sie gesteht sich Fehler ein, probiert neue Strategien aus und lernt immer wieder dazu.
Um ihre Mitarbeiter zu fördern, gibt sie direktes sowie ehrliches Feedback und tritt ihnen wertschätzend gegenüber.
Der Weg zu einer vorbildlichen Führungskraft ist ein laufender Prozess und das sollte unbedingt als Chance betrachtet werden!
In vielen Unternehmen und besonders in der Management-Ebene wird immer viel von Transparenz und Authentizität gesprochen – das sollte auch von den Führungskräften selbst verinnerlicht werden.
Niemand erwartet ein perfektes Vorbild – aber wenn auch Schwächen, Fehler sowie falsche oder unangenehme Entscheidungen transparent an die Mitarbeiter kommuniziert werden, haben die Arbeitnehmer das Gefühl, informiert und involviert zu sein. Wenn die Mitarbeiter etabliert werden und Bescheid wissen, auf welchem Stand ihre Abteilung oder ihr Unternehmen ist, stärkt das die firmeninterne Verbundenheit. Die Mitarbeiter können sich mit dem Unternehmen besser identifizieren und das erhöht schlussendlich die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen.
Als Führungskraft muss Ihnen bewusst sein, dass Ihre Mitarbeiter Sie an Ihrem Verhalten und nach Ihrem Handeln bewerten. Das beginnt dabei, inwiefern Sie die unternehmerischen Ziele und Maßnahmen unterstützen und umsetzen und reicht bis hin zu Ihrem Auftreten und Ihrer Präsenz. Dazu zählt (leider) auch, wenn von Kostenersparnis im Unternehmen gesprochen wird und der Vorgesetzte in der Woche darauf im neuen Firmenwagen vorfährt.
All das sind Verhaltensweisen, die sich auf die Wahrnehmung der Mitarbeiter auswirken.
Wie wird man als Führungskraft zum guten Vorbild?
Vielleicht denken Sie sich bereits, dass Sie gerne ein positives Vorbild für Ihre Mitarbeiter wären – dass das jedoch nicht von jetzt auf gleich funktioniert, ist nur ehrlich und authentisch.
Als Führungskraft sollten Sie sich die Frage stellen, welche Vorbilder Sie selbst haben. Zu welcher Persönlichkeit, zu welchem Familienmitglied oder Lehrer haben Sie aufgesehen und welche Eigenschaften haben diese Personen ausgemacht? Im Anschluss sollten Sie sich überlegen, in welchem Zusammenhang Sie diese Eigenschaften mit Ihrer eigenen Person sehen.
Eine vorbildliche Führungskraft zu sein, bedeutet nicht, dass Sie immer alles besser wissen und können – im Gegenteil, das kann sogar dazu führen, dass Ihre Mitarbeiter von einem kontinuierlichen Kräftemessen genervt und demotiviert sind.
Ein wahres Vorbild zeigt sich dadurch, dass es eine sichere Anlaufstelle für die Mitarbeiter ist. Sie stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, hören zu und nehmen vor allem Belange und Sorgen Ihrer Mitarbeiter ernst. Anschließend suchen Sie nach Lösungsansätzen und wie man diese am besten in die Tat umsetzt. Sie gehen aktiv auf Ihre Mitarbeiter zu und sind an einer permanenten Weiterentwicklung interessiert.
Das Leben bringt ständig Veränderungen mit sich, egal ob im Hinblick auf das persönliche, private oder berufliche Umfeld. Sie müssen der sichere Hafen für Ihre Mitarbeiter sein und Ihnen das Gefühl geben können, jederzeit an einer Lösung interessiert zu sein. Diese Lösungen müssen Sie selbstverständlich nicht allein finden, sondern können und sollten diese gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern erarbeiten!
All die Leitsätze der Unternehmensführung und die verschiedenen Führungsseminare führen langfristig zu keiner erfolgreichen und vorbildlichen Mitarbeiterführung, wenn Sie sich als Führungskraft selbst nicht klar sind über Ihr Handeln und Ihre Herangehensweise.
Stellen Sie sich aktiv die Frage:
Wie würden Sie selbst in einer bestimmten Situation reagieren und sich fühlen, wenn Sie in der Rolle des Mitarbeiters wären.
Das können Sie auf Ihre Art der Kommunikation sowie auf Ihre gesamte Führung projizieren.
Was für ein Bild hätten Sie als Mitarbeiter von sich selbst als Führungskraft?
Ein Praxisbeispiel:
Sie sind in einem Dienstleistungsberuf tätig und Ihre Führungskraft fordert von Ihnen stets Freundlichkeit gegenüber dem Kunden. Selbst ist die Führungskraft jedoch zu den Mitarbeitern meist schroff und abwertend. Dass die Glaubwürdigkeit schwer darunter leidet, liegt auf der Hand.
Wenn Sie also verstanden haben, dass Sie das, was Sie von Ihren Mitarbeitern fordern selbst umsetzen und leben müssen, dann ist dies ein gutes Führungskonzept.
Bei den unterschiedlichen Generationen werden auch in der Führungsebene Unterschiede sichtbar: Während jüngere Führungskräfte offen für Weiterentwicklung sowie Feedback sind und dabei offen für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind oder nicht selten auch im Laissez-faire-Führungsstil arbeiten, liegt der Fokus bei langjährigen Führungskräften eher auf fachlichem Wissen und geregelten Hierarchien. Das muss kein Nachteil sein, allerdings geht dabei oft die humane und emotionale Ebene verloren.
Tipp:
Wieso nicht einfach Feedback einholen, indem man direkt nachfragt? Wenn Sie wissen, wie Ihre Mitarbeiter Ihre Vorbildwirkung einschätzen, wissen Sie viel schneller wo Sie ansetzen können.
Eine vorbildliche Führungskraft zu sein bedeutet nicht zwangsläufig, der fachliche Experte im Unternehmen oder der Abteilung zu sein, sondern vielmehr die Mitarbeiter zu einem produktiven und motivierten Team zusammenzuführen und dabei das größtmögliche Potenzial zu fördern.
Motivierte und wertgeschätzte Mitarbeiter erbringen die besseren Leistungen – in der Theorie sollte das Jedem klar sein. Der Unterschied liegt jedoch in der praktischen Umsetzung – im täglichen Miteinander, in der Art der Kommunikation, wie Diskrepanzen behandelt werden und wie Wertschätzung gezeigt wird.
Wenn Sie Ihre Defizite als Führungskraft identifizieren können, ist es ein laufender Prozess für Sie daran zu arbeiten.
Sie erwarten von Ihren Mitarbeitern, dass diese offen für eine Weiterentwicklung sind? Dann sollten Sie das auch sein!
Eigenschaften einer vorbildlichen Führungskraft
Die Basis einer guten Führung setzt sich aus der fachlichen Kompetenz, der organisatorischen Kompetenz sowie der persönlichen Kompetenz zusammen.
Der Anteil der organisatorischen und besonders der persönlichen Kompetenz sollte mit steigender Hierarchiestufen im Vordergrund stehen, während die fachliche Expertise in den Hintergrund rückt.
Konkret bedeutet das für Sie als Führungskraft:
Überlassen Sie die fachliche Arbeit Ihren Mitarbeitern und arbeiten Sie als Führungskraft vorrangig am und nicht im Unternehmen.
Fordern und vor allem fördern Sie Ihre Mitarbeiter, indem Sie Sie verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen und gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern klare Ziele sowie Prioritäten setzen.
Leben Sie die Philosophie des Unternehmen sowie dessen Werte vor, dabei spielt neben Transparenz, Ehrlichkeit und Authentizität auch der Respekt allen anderen Mitarbeitern gegenüber eine große Rolle. Setzen Sie vor allem auch Ihre eigenen Regeln selbst um!
Stehen Sie im stetigen sowie regelmäßigen Austausch mit Ihren Mitarbeitern und hören Sie ihnen gut zu, um beispielsweise Verbesserungen für das Unternehmen erzielen zu können.
Seien Sie verlässlich und halten Ihre Zusagen jederzeit ein.
Fördern Sie das unternehmerische Denken im Unternehmen und entwickeln Sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern realistische Visionen und Strategien, die Sie dann auch umsetzen.
Eigenschaften einer vorbildlichen Führungskraft übertragen sich automatisch auf die Mitarbeiter, deshalb ist die Vorbildfunktion ein wesentliches Werkzeug der Führungskraft.
Eine vorbildliche Führungskraft sollte:
- Zuhören und erreichbar sein
- Ehrlichkeit, Transparenz und Gerechtigkeit an den Tag legen
- Werte, Regeln und Normen einhalten
- Langfristig denken und moralisch handeln
- Konsequenz und Verbindlichkeit vorleben
- Mental ausgeglichen und selbstbeherrscht sein
Das sind Eigenschaften, die sich eine Führungskraft von ihren Mitarbeitern wünscht. Sie als Führungskraft schaffen Werte, die sich von oben nach unten übertragen. Durch vorbildliches Verhalten vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern Sicherheit und Ihr Team kann sich diesem Verhalten entsprechend anpassen.
Um ein gutes Vorbild zu bleiben, sollten Sie sich regelmäßig selbst kontrollieren. Machen Sie sich stets bewusst, für welche Werte Sie einstehen und was Ihre Vorbildfunktion ausmacht.
Stellen Sie sich dafür selbst auf den Prüfstand! Vergleichen Sie Ihr Verhalten mit dem Ideal eines Vorbilds, das Sie einst definiert haben.
Holen Sie sich regelmäßig Feedback von Ihren Mitarbeitern, Kollegen und auch Außenstehenden wie beispielsweise Familie oder Freunden ein, um Ihr Verhalten realistisch reflektieren zu können.
Fazit
Jede Führungskraft ist eine Art Vorbild – denn auch ein schlechtes Vorbild ist ein Vorbild. Häufig ist uns unser Einfluss auf andere Menschen nicht einmal bewusst, deshalb müssen sich besonders Führungskräfte oder Menschen in einer leitenden Position mit ihrer Wirkung auseinandersetzen.
Eine Führungskraft muss genügend Flexibilität mitbringen, neuen Entwicklungen offen gegenüberzustehen – dazu zählt nicht nur die berufliche, sondern auch die persönliche Weiterentwicklung.
Die Welt entwickelt sich stetig weiter, es gibt neue Technologien und Erkenntnisse, immer mit dem Ziel, etwas Altes zu verbessern. Genauso verhält es sich auch mit den Führungskräften: Kein Mitarbeiter möchte einen Chef, der in alten Verhaltensmustern und Leitsätzen festhängt, ohne den Willen sich selbst regelmäßig zu reflektieren.
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